Umgang mit Fehlern, Misserfolgen und Niederlagen: eine wichtige Kompetenz in Sport und Job

ein Tennisspieler liegt am Boden

Tool-Box Mentaltraining. Heute: „Der Umgang mit Fehlern, Misserfolgen und Niederlagen“. Plus Übungsblatt zum kostenlosen Download.

Hintergrund:

Es gibt TennisspielerInnen, die trotz zweier bereits verlorener Sätze das Match noch gewinnen – und solche, die sich nach zwei Doppelfehlern so stark in ihre Wut hineinsteigern, dass sie nicht zurück ins Spiel finden. Es gibt Fußballmannschaften, die ein verschossener Elfmeter völlig aus dem Konzept bringt – und Hockeymannschaften, die sich nach mehrfachem Rückstand noch zum WM-Sieg kämpfen (wie vor Kurzem die Deutsche Hockey-Nationalmannschaft). Und es gibt TrainerInnen und Führungskräfte, die sich mit der Fehlerkultur ihres Vereins oder Unternehmens noch nie auseinandergesetzt haben – aber auch GründerInnen, die in sogenannten „Fuckup Nights“ einem Publikum von ihrem Scheitern erzählen. Fehler gehören zum Leben dazu. Aber im Leistungssport und in der Arbeitswelt sind meist diejenigen am erfolgreichsten, die einen konstruktiven Umgang mit dem Scheitern beherrschen.

„Ich verliere nie. Entweder gewinne ich – oder ich lerne.“ Diesen Satz soll Nelson Mandela einmal gesagt haben.

Es gibt Methoden im sportpsychologischen Mentaltraining, die AthletInnen dabei helfen, Fehler und Rückstände sofort im Wettkampf bzw. Spiel  schnellstmöglich abzuhaken, negative Emotionen zu kontrollieren und sich wieder neu zu fokussieren. Ebenso wichtig ist aber auch der Umgang mit Fehlern oder Niederlagen nach einem Wettkampf oder Spiel, damit die Misserfolge die nächsten Herausforderungen nicht negativ beeinflussen. Hierzu ein Beispiel:

Tool:

Das Zitat von Nelson Mandela spiegelt auch den ressourcenorientierten Ansatz im sportpsychologischen Coaching wieder. Ziel ist, sich nach Fehlern, Misserfolgen und Niederlagen eine Verarbeitungsroutine anzutrainieren, an dessen Ende konkrete Lernziele stehen. So steigern die SportlerInnen ihr Gefühl der Selbstwirksamkeit. Ein verbreitetes Konzept sind z. B. die folgenden Schritte
  • 1. Trauer / Emotionen zulassen Trauer oder auch Wut, Enttäuschung, Scham und andere negative Gefühle sind natürliche Reaktionen und bekommen für eine begrenzte Zeit ihren Raum. Wichtig ist dann aber die Frage: Was hilft mir, einen Misserfolg oder eine Niederlage emotional zu verdauen? (z. B. körperlich abreagieren, herausschreien, Ablenkung, Zeit vergehen lassen)
  • 2. Abschluss /Akzeptanz Nach dem bewussten Zulassen aller Emotionen stellt sich nun die Frage: Wie kann ich den emotionalen „Blues“ nach einem Misserfolg oder einer Niederlage beenden bzw. einen symbolischen Schlusstrich ziehen, um die Situation zu akzeptieren und wieder nach vorn zu schauen? (z. B. Duschen, Ortswechsel, Musik, Teamritual oder individuelles Ritual)
  • 3. Auswertung/Analyse Dann folgt die konstruktive Wettkampfanalyse, die in konkreten Lernaufgaben und Handlungsschritten mündet. Je mehr konkrete Handlungsschritte die SportlerInnen ableiten, desto mehr wird ihre Selbstwirksamkeit gestärkt. Also: Was hilft mir, aus einem Misserfolg oder einer Niederlage die richtigen Schlüsse zu ziehen? (z. B. mit anderen besprechen, neue Trainingsziele aufschreiben, um konkrete Bewegungsabläufe, Fitness, Technik, Taktik oder auch mentale Fähigkeiten zu verbessern)

Übungsblatt:

Sie wollen den Ansatz gleich mal ausprobieren? Hier gibt es das Übungsblatt „Konstruktiver Umgang mit Niederlagen“ zum kostenlosen Download. Mehr Übungs- und Arbeitsblätter zu vielen weiteren Themen finden Sie in den Büchern „Mentaltraining im Leistungssport“(Teil 1 und Teil 2) von Dr. Kai Engbert und Dr. Tom Kossak.

Extra-Tipp:

Viele LeistungssportlerInnen führen ein kleines Notizbuch, in dem sie nach jedem Training oder Wettkampf bzw. Spiel notieren, was gut lief, was nicht so gut lief – und an welchen konkreten Punkten sie arbeiten können, um es beim nächsten Mal besser zu machen. So rücken zum einen auch die positiven Leistungen und Fortschritte in den Fokus (die von sehr perfektionistischen Menschen oft gar nicht mehr wahrgenommen werden), zum anderen geben konkrete „to dos“ Kontrolle über die Situation zurück und wieder neue Zwischenziele vor. Das steigert die Motivation.
Bildquelle: Adobe Stock

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