Interview mit Dr. Kai Engbert zum Tabuthema Essstörungen

Tabuthema Essstörung

Light“: In dem 50-minütigen Dokumentarfilm von Caroline Treadway geht es um das Tabuthema Essstörungen in der Kletterszene. Je dünner, umso besser – das ist eine ungesunde, aber verbreitete Praxis im Kampf um die großen Erfolge und dem Streben nach einer Leistungsoptimierung. Bekannte Athleten wie Angie Payne, Emily Harrington und Kai Lightner berichten in der Dokumentation sehr offen, was der permanente Nahrungsentzug für sie bedeutete. Kletterszene.com sprach mit Dr. Kai Engbert von Sportpsychologie München über dieses Thema.

„Light“ – Der Dokumentarfilm von Caroline Treadway behandelt das Tabuthema Essstörungen in der Kletterszene

Als erfahrener Sportpsychologe und Betreuer der Deutschen Nationalmannschaft im Sportklettern findet er es sehr wichtig, dass das Thema Essen – beziehungsweise Probleme mit dem Essen – in der Öffentlichkeit thematisiert wird. Gerade bei Sportarten, in denen das Gewicht zur Leistungserbringung eine Rolle spielt ist das besonders wichtig. „Wenn sich jemand sehr stark auf ein möglichst geringes Körpergewicht fokussiert oder sich ausschließlich darüber definiert, wird es problematisch. Vielleicht animiert der Film, sein eigenes Vorgehen zu reflektieren, sich zu hinterfragen, ob man zu sehr in diese Richtung abdriftet. Eine deutliche Reduktion ist eben mit erheblichen Nebenerscheinungen und Folgeschäden verbunden, wie beispielsweise Osteoporose. Unterernährung und deutliches Untergewicht haben aber auch psychische Folgen wie reduziertes Selbstvertrauen, emotionale Probleme oder ein gestörter Bezug zum eigenen Körper. Langfristig führt das dann zu einer Abwärtsspirale, bei der sich die anfänglich erzielten Leistungsvorteile durch das geringe Gewicht ins Gegenteil kehren“ so Dr. Engbert.

Aber wie erkennt man, dass jemand an einer Essstörung leidet? Erste Hinweise für gestörtes Essverhalten sind ein auffälliger Gewichtsverlust, verstärktes Konsumieren von Diätprodukten, sehr langsames oder kontrolliertes Essen sowie das bewusste Verzichten auf bestimmte Nahrungsmittel – beispielsweise   Fett, Zucker oder andere Kohlenhydrate. Besondere Vorsicht ist auch geboten, wenn Betroffene immer weniger gesunde Kost zu sich nehmen, Mahlzeiten weglassen, unregelmäßig essen und Nahrungsmittel kategorisch in gut oder schlecht einteilen. Rote Warnlampen sind das rigorose Verweigern von Nahrung, das Verleugnen von Hunger oder absichtliches Erbrechen.

 

Das vollständige Interview auf Kletterscene.com:

Abwärtsspirale – Tabuthema Essstörungen | Kletterszene.com

Film „Light“

https://www.youtube.com/watch?v=thtDQJGrO5s

Für weitere Informationen zum Thema Essstörungen im Leistungssport steht eine Broschüre des Bundesinstituts f. Sportwissenschaft (BISp) zur Verfügung:

https://www.bisp.de/SharedDocs/Downloads/Publikationen/Athletenbrosch%C3%BCren/Ess_Stoerungen.pdf?__blob=publicationFile&v=1

 

 

 

 

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