Was ist eigentlich ein Fehler? Etwas, das man vermeiden oder vertuschen muss? Oder eine wichtige Quelle für Entwicklung und Verbesserungen? Eine Studie beleuchtet das Fehlerkultur-Modell „Fehler der Woche“ in medizinischen Teams. Hier lest Ihr, was sich dahinter verbirgt – und was es bewirken kann.

Illustration: Eine Person sitzt am Schreibtsich und hat den Kopf frustriert auf die Tischplatte gelegt. Über ihr das Fehler-Zeichen 404

👉Ist es ein „Fehler“, wenn ein/e TennisspielerIn an ihrer Vorhandtechnik arbeitet – und den Ball ins Aus schlägt? 

👉Ist es ein „Fehler“, wenn eine Führungskraft in einer Werbeagentur sich für eine ungewöhnliche Pitch-Strategie entscheidet – und den Pitch verliert? 

👉Ist es ein „Fehler“, wenn sich ein Arzt oder eine Ärztin nach bestem Wissen und Gewissen für eine Behandlungsstrategie entscheidet – und sich die Symptome des Patienten verschlechtern?

➡️Was genau ein Fehler ist, wie der/die „Verursacherin“ ihn beurteilt, wie andere Menschen ihn beurteilen, wie darüber kommuniziert wird und welche Konsequenzen man selbst und andere daraus ziehen (psychologisch und praktisch) – das wird sehr unterschiedlich gehandhabt und ist fast schon ein philosophisches Thema.

Die Fehlerkultur, also die Bewertung und der Umgang mit Fehlern, Misserfolgen und Niederlagen, ist ein wesentliches Themenfeld der Performancepsychologie. Für AthletInnen wie für TrainerInnen im Spitzensport. Für MitarbeiterInnen wie für Führungskräfte in kleinen und großen Unternehmen. Für ProfiMusikerInnen wie für MedizinerInnen – für alle Menschen, die Höchstleistungen anstreben und dabei unter Druck stehen, möglichst wenige Fehler zu machen.

Sportpsychologie München arbeitet bereits seit mehreren Jahren mit Führungskräften an der gesunden Entwicklung ihrer Leistung unter Druck. Sportpsychologe Dr. Tom-Nicolas Kossak unterstützt auch ChirurgInnen.

➡️“Fehler als Lernerfahrung zu sehen, klingt einfach“, so Kossak. „Aber Scham, Schuldgefühle und Angst vor sozialen oder rechtlichen Konsequenzen erschweren oft das Eingeständnis – besonders, wenn die Handelnden viel Verantwortung tragen, nicht nur im medizinischen Kontext. Eine offene Fehler- und Lernkultur braucht Übung, kann aber der Schlüssel zum Erfolg sein.“

Auch das gegenseitige Hinweisen auf Fehler wird eher als persönliche Kritik empfunden statt als hilfreiche Quelle zur Verbesserung. Dabei kann eine konstruktive Fehlerkultur Arbeitsqualität und Innovationskraft enorm ankurbeln.

👉Deshalb ist unser heutiger Lesetipp eine Studie aus der Medizin, die das Modell „Fehler der Woche“Failure of the week getestet hat.

➡️Der Ausgangspunkt der Studie von Francis Ulmer et al.: Die hierarchischen Strukturen in den meisten Kliniken begünstigen eine Fehlerkultur nach dem Prinzip des „Name – Blame – Shame“ (benenne, klage an, beschäme). Die Folge: (Beinahe-)Fehler werden vertuscht, verharmlost oder totgeschwiegen.

Die Idee für eine verbesserte Fehlerkultur und PatientInnensicherheit: Ein fester Abteilungstermin pro Woche, in dem der Chefarzt über seine „(Almost-)Failures of the week“ berichtet. Und in dem dann auch alle anderen Teammitglieder kritikfrei erzählen und diskutieren können. 

➡️Die spannenden Studienergebnisse lest Ihr zusammengefasst unten in der Bildergalerie!

➡️➡️➡️ Hier der Link zur vollständigen Studie auf der Website des Thieme Verlags.

Quelle Startbild: pikisuperstar auf Freepik

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